Noch ist es ungewöhnlich kühl für die Jahreszeit und der viele Regen macht unseren Insekten die Futtersuche schwer. – Haben Sie Lust, der Natur etwas unter die Arme zu greifen? Na dann, los geht’s! Mit einem bunten und fein duftenden Pollen- und Nektar-Buffet können Sie Hummeln, Wildbienen und Schmetterlinge gut unterstützen. Um das Angebot an Pollen und Nektar im Frühjahr etwas zu erweitern und die Tierchen bei ihrer Futtersuche zu unterstützen, kann im eigenen Garten oder auf dem Balkon ein reichhaltiges Angebot angepflanzt werden.
Und hier noch ein «Erste-Hilfe-Tipp»: Entkräftete, am Boden 'gestrandete' Hummelköniginnen dürfen mit etwas Zuckerwasser unterstützt werden. – Aber Achtung! Die Mischung macht es: Lösen Sie etwa einen halben Teelöffel Zucker in etwas warmem Wasser auf. Achten Sie darauf, dass sich der Zucker vollständig gelöst hat und legen dann einen Löffel mit der Lösung vor die Hummel. Berühren Sie das Tier nicht. Sie retten so nicht nur einer Hummel, sondern einem ganzen Hummelvolk das Leben! Viel Spass beim Beobachten der faszinierenden Flora und Fauna.
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Mit einem Mal sind die ersten Frühblüher da. Zarte Blüten, wohin man schaut! Sie lugen aus Wald, Wiese und Garten und strahlen uns richtig an. Krokusse, Winterlinge, Blausterne, Schneeglöckchen, Schlüsselblumen und Buschwindröschen leuchten in den schönsten Farben - Blau und Gelb sind übrigens die Lieblingsfarben der Bienen. Die Weide mit ihren blühenden Kätzchen ist eine der pollen- und nektarreichsten Baumarten, dicht gefolgt von den Obstbäumen. Pfirsich, Aprikose und Zwetschge eröffnen die Obstbaumblüte, Apfel und Birne folgen direkt danach. Sträucher wie die Gemeine Felsenbirne, Kornelkirsche, Seidelbast oder Schlehe locken unzählige Bienen, Hummeln und auch einige Schmetterlingsarten an. Jetzt lohnt es sich, nach Bienen und Schmetterlingen Ausschau zu halten. Sobald das Thermometer über null klettert und die Sonne den Boden erwärmt, wachen die jungen Hummel-Königinnen auf. Die zum Fliegen notwendige Temperatur wird durch Vibration in der Brustmuskulatur erzeugt, so können sie schon im kalten Frühjahr unterwegs sein. Voller Tatendrang begeben sich erst auf Futtersuche und beginnen dann gleich damit, ihren Staat aufzubauen.
Bald darauf schlüpfen die Wildbienen bereits ausgewachsen aus ihren Kokons. Zu den frühen Arten zählen u.a. die
Ab Februar/ März können auch schon einige Schmetterlinge beim Sonnenbaden beobachtet werden. Wie ist das möglich so früh im Jahr? Einige Arten, wie C-Falter, Kleiner Fuchs und Tagpfauenauge überwintern als ausgewachsene Tiere. Die meisten verbringen die kalte Zeit in frostsicheren Höhlen, Holzhaufen oder Dachstühlen. Nur der Zitronenfalter bleibt nahezu ungeschützt in der freien Natur. Dank seinem eigenen Frostschutzmittel, eingelagertem Glyzerin, gefriert seine Körperflüssigkeit nicht. Kaum unterschrieben, schon publiziert! - Grosses Kompliment an den Bezirk Einsiedeln für die tiffige Bearbeitung unseres Baugesuchs für das Wildbiendli-Paradies. Ein ganz wichtiger Meilenstein ist damit erreicht: Die Fertigstellung der Baueingabe! Etwas später als geplant wurde dieses wichtige Dokument, das Hasler Limacher Architekten für uns vorbereitet haben, beim Bezirk eingereicht. Und warum gab es eine Verzögerung? - Anlässlich der Sitzung der 'Kommission Planung und Gewässer' vom 12. Dezember 2022 zeigte sich, dass der Gestaltungsplan Johannismatte, in dem das Wildbiendli-Paradies liegt, ebenfalls angepasst werden muss. Dies ist in den letzten Wochen geschehen, der Gestaltungplan liegt jetzt beim Kanton. Und jetzt Daumen drücken, dass das Gesuch möglichst schlank durchgeht. Mit viel Herzblut hat sich die Wildbiendli-Crew zusammen mit den Gärtnern Andreas von Kälin & Helbing und Reto von Birchler Gärten an die Planung der Pflanzflächen gemacht. Anlässlich eines Workshops wurden die verschiedenen Ideen und Vorschläge für die konkrete Gestaltung ("was wächst wo?") unter einen Hut gebracht. Das Resultat kann sich sehen lassen - das alles entsteht im Wildbiendli-Paradies:
• Ruderal-/ Magerflächen • Pracht-Staudenbeete • Wildhecke/ Wildrosen und -Sträucher • Sandflächen/ -Linsen • Totholzhaufen/ Wurzeln • Steinhaufen/ Kiesflächen • Nasch-Hecke/ Naschpflanzen • Duft-/ Tastweg • Wildblumenwiese, Gräser • Feuchtbeet/ Feuchtfläche (= Auffangbecken für Meteorwasser) Je Bereich wird im nächsten Schritt dann jeweils die konkrete Pflanzenliste bestimmt. Was erst mal widersprüchlich klingt, hat durchaus seinen Sinn! Denn der Winter ist ein guter Zeitpunkt um Obstbäume (Kernobstsorten wie Äpfel, Birnen, etc.) zu schneiden - Die Gehölze befinden sich dann in der Winterruhe. Nur: Wohin mit dem (toten ...) Schnittgut?? Während der kalten Jahreszeit fliesst praktisch kein Saft in der Rinde der Sträucher und Bäume. Und aufgrund des fehlenden Laubes haben Sie auch freie Sicht auf die Äste, um eine schöne Krone zu schneiden. Am allerwichtigsten ist aber, dass im Winter die Tierwelt am wenigsten gestört wird.
Die abgeschnittenen Zweige und Äste vom Gehölzschnitt sind zum Wegwerfen viel zu schade – Errichten Sie doch z.B. eine so genannte Totholzhecke wie auf unserem Foto! Das ist eine lockere Aufschüttung von Gehölzschnitt zwischen zwei Pfostenreihen und geht ganz einfach. So wird Ihr anfallendes Schnittgut sinnvoll genutzt, weil Insekten, Vögel, aber kleine Säugetiere und Frösche diese Hecke als Lebensraum oder Rückzugsort (zum Beispiel für die Winterruhe) nutzen. Aber Vorsicht! Bei richtig starkem Frost sollte man die Bäume besser in Ruhe lassen, um Schäden aufgrund gefrierender Schnittflächen zu vermeiden. Fragen Sie im Zweifelsfall erst eine Fachperson. Winter im Biendli-freundlichen Garten Sie kennen das: Im Oktober und November wird im Garten aufgeräumt und zurückgeschnitten, bis alles schön sauber und ordentlich ist. So haben wir das gelernt und das gehört sich schliesslich so - oder?
Seien Sie dieses Jahr mal ein bisschen wild und machen Sie es anders:
Schnee ist für Pflanzen aus unseren Breitengraden in der Regel völlig harmlos. Im Gegenteil; im richtigen Mass trägt er sogar zum Schutz der Gartenpflanzen bei. So bildet Neuschnee, wenn er tagsüber antaut und nachts wieder gefriert, eine natürliche Schutzschicht um die Äste von Bäumen und Sträuchern, die vor Frost und Wind schützt. Zu viel schwerer Schnee - z.B. auf den Ästen von Bäumen, immergrünen Sträuchern oder Hortensien - fegen Sie am besten mit einem Besen ab, damit keine Äste abbrechen. Auch auf dem Boden wirkt eine leichte Schneedecke aufgrund ihrer geringen Wärmeleitfähigkeit schützend: Als natürliche Isolation verhindert sie schweren Bodenfrost. Somit sind Gräser, Knollen und Zwiebeln vor dem Erfrieren geschützt und können sogar besser überwintern. Also: Mutig sein, anders machen und wild werden. Die Insekten freuen sich!
Ein Rückblick!
Unsere Projekt-Präsentation über das Wildbiendli-Paradies am 15. Oktober stiess auf reges Interesse. Anschliessend besichtigten wir zusammen mit den Gästen das bereits erstellte Mini-Paradies. Es zeigt exemplarisch auf, wie die Gesamtanlage zukünftig aussehen soll. Viele der rund 30 Besucher:innen hatten auch Fragen zur praktischen Umsetzung in ihrem eigenen Garten. Biodiversität ist eines der grossen Zeit-Themen und darum wollen wir die Arterhaltung der Wildbienen und anderer Insekten in Einsiedeln fördern. Konkret sind dies die Distel-Mauerbiene, die Zauneidechse und der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling, ein Schmetterling. In der Schweiz sind rund 630 Wildbienenarten bekannt; ca. 30 davon kommen in der Region Einsiedeln vor. Traurig, dass über 50% davon auf der Roten Liste stehen. Was uns mit dem Paradiesli vorschwebt, ist ein 800 m2 grosser, naturnaher Garten für Tier und Mensch: wir wollen
Im Frühjahr 2023 soll es losgehen Zuerst wird ein stabiler Zaun das Gelände zur Pferdeweide hin abgrenzen. Danach muss das steile Gelände terrassiert und mit zwei Trockenmauern befestigt werden - die Baueingabe dazu ist in Bearbeitung. Eine geeignete partielle Bepflanzung als Futter für Wildbienen und Insekten folgt gleich anschliessend. Neben Torfholzhaufen, wo Igel, Reptilien und Amphibien einen Unterschlupf finden werden, Sandlinsen und Steinhaufen sind auch einige Hochbeete an der Klostermauer dahinter geplant. Das Ganze basiert auf einer Art Hotel-Konzept: Mit einem breiten Futterangebot und verschiedenen Unterschlupfmöglichkeiten, sodass die «Hotelgäste» bei idealen Lebensbedingungen von allein einziehen. Die Lage am Johannesbächli ist für unser Vorhaben ideal: gut besonnt, mager und ruderal sowie zentral gelegen. Der Bach wird aktuell renaturiert und bietet in Zukunft einen besseren Zugang zum Wasser. Ein Weg mit Rondell und mehrere Pfade führen durch die Anlage, eine Holzplattform ganz oben sowie ein Duft- und Tastweg sollen auch Personen mit einer Beeinträchtigung ein Erlebnis bieten. Mehrere Bänkli erlauben es den Besucher:innen, das Wildbiendli-Paradies zu geniessen und in Ruhe zu beobachten. Aktuell stehen wir in der Finanzierungsphase. Bei einem Preis von rund 120 Franken/ m2 ist bei 800 m2 mit Kosten von gegen 100’000 Franken zu rechnen. Das Gelände wird dem Verein vom Kloster Einsiedeln kostenlos zur Verfügung gestellt - dennoch wollen wir jedes Jahr einen kleineren Unkostenbeitrag an die Landbesitzer zurückgeben. Das Gesamtprojekt ist langfristig über zehn Jahre geplant und wird von Fachleuten professionell begleitet. Die jährlichen Unterhaltskosten sollen unter anderem mit (Experten-) Führungen und einem Angebot für Schulen aufgebracht werden. «Meh Dräck» Michael Erhardt, Leiter Geschäftsstelle Pro Natura Schwyz, rief die Anwesenden dazu auf, sich gemäss Chris von Rohrs Rocksong «Meh Dräck», zu verhalten. Denn die Versiegelung von Böden und eine laufend intensivere Zersiedelung der Landschaft gefährden das Leben aller Insekten immer mehr. Mit Projekten wie dem Wildbiendli-Paradies liessen sich einfach geeignete Lebensräume für die Biodiversität schaffen. Dies gelte auch für private Gärten. Nach der Besichtigung ging es zurück in die klösterliche Knechtenstube zum gemeinsamen Umtrunk, gegenseitigen Austausch und zu individuellen, äusserst interessanten Fragen, über welchen das ganze Projektteam kaum zum gesponsorten (danke, Conny Kälin Getränke!) Umtrunk gekommen ist. Ab dem Spätsommer werden Nektar- und Pollenquellen für Wildbienen, Schmetterlinge und Co. immer rarer. Herbstpflanzen mit einer langen Blütezeit sind deshalb sehr wertvoll - ja gar überlebenswichtig! - um die Insekten bei ihrer Futtersuche zu unterstützen.
Hierzu zählen u.a. Fetthenne, Heidekraut, Chrysanthemen, Sonnenhut und allen voran die Astern - aktuell die Herbst-Astern, denn mit ihren auffälligen Blüten in den leuchtendsten Farben verschönern sie nicht nur den Garten (und Balkon) bis in den Winter hinein, sondern sind auch eine wichtige Futterquelle für die kleinen Tierchen. Morgen, am Freitag, 23. September, dürfen wir am Stand von Marktchefin Annalise Bühler unser Projekt am Einsiedler Wochenmarkt vorstellen! Danke, Annalise, für die Gastfreundschaft! : )
www.einsiedler-wochenmarkt.ch #wildbienen #biodiversität #einsiedeln #wildbee #biodiversity Trockenmauern sind wunderschön, strukturieren die Landschaft und - sind mit harter (!) Arbeit verbunden. Muskelkater, blaue Flecken & Co. lassen grüssen. :) Trotzdem schön, zusammen mit einem Experten so ein kleines Wunderwerk aufzubauen. Dies geschieht mit Natursteinen, die ohne Mörtel – eben trocken - stabil zusammengefügt werden. Eine echte Puzzlearbeit, damit so eine Mauer Schnee und Wetter aushält! Denn ein gut gebautes Werk ist stabil und elastisch, z.B. bei Bodenbewegungen oder Temperaturwechseln.
Trockenmauern sind dank der vielen Hohlräume auch Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Für Wildbiendli, aber auch für Reptilien und Amphibien dienen Trockenmauern als Winterquartier, als Unterschlupf und als Sonnenterrasse. Seid willkommen, ihr Zauneidechsli! |
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Von unserem Wildbiedli-Nerd direkt aus der Blumenwiese! Archiv
June 2024
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